Was sind Emissionen?
Emissionen sind die Freisetzung von Schadstoffen in die Umwelt. Sie entstehen durch menschliche und natürliche Aktivitäten wie die Verbrennung fossiler Brennstoffe, industrielle Prozesse oder landwirtschaftliche Tätigkeiten. Besonders im Fokus stehen Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH₄) und Lachgas (N₂O), da sie erheblich zum Klimawandel beitragen. Diese Schadstoffe werden oft in CO₂-Äquivalenten gemessen, um ihre klimawirksame Wirkung vergleichbar zu machen. Dabei unterscheiden sich die Emissionsquellen erheblich in ihrer Intensität und Verbreitung, was eine differenzierte Betrachtung notwendig macht. Natürliche Prozesse wie Vulkanausbrüche oder die Zersetzung organischer Materialien tragen ebenfalls zu den Emissionen bei, allerdings in geringerem Maß als menschengemachte Quellen. Verstehen, wie und wo Emissionen entstehen, ist essenziell, um gezielt gegenzusteuern.
Was sind Emissionsfaktoren?
Emissionsfaktoren sind standardisierte Werte, die angeben, wie viele Treibhausgase bei einer spezifischen Aktivität oder durch den Verbrauch einer bestimmten Menge Energie freigesetzt werden. Sie dienen dazu, die Menge an ausgestoßenen Schadstoffen präzise zu berechnen und damit Gesamtemissionen zu quantifizieren. Der Wert eines Emissionsfaktors wird meist in Kilogramm CO₂-Äquivalent angegeben und kann auf verschiedene Einheiten bezogen sein:
- Pro Gewichtseinheit: z. B. Kilogramm CO₂ pro Kilogramm Material (z. B. Stahl oder Kunststoff).
- Pro Energieeinheit: z. B. Kilogramm CO₂ pro Kilowattstunde Energie (Strom oder Heizenergie).
- Pro Transportleistung: z. B. Kilogramm CO₂ pro Tonnenkilometer oder Personenkilometer.
- Pro finanzieller Einheit (spend-based): z. B. Kilogramm CO₂ pro investiertem Euro/Dollar, besonders bei indirekten Emissionen in Scope 3.
Diese Faktoren ermöglichen es Unternehmen, ihre Treibhausgasemissionen systematisch zu erfassen, zu analysieren und gezielte Möglichkeiten zur Reduktion zu identifizieren. Zudem dienen Emissionsfaktoren als Grundlage für viele Klimaschutzstrategien und gesetzliche Berichtspflichten.
Die Verwendung von Emissionsfaktoren bietet auch den Vorteil der Vergleichbarkeit: Unterschiedliche Unternehmen oder Regionen können ihre Emissionsdaten auf einer einheitlichen Basis darstellen, was die Transparenz fördert. Dies ist insbesondere im Rahmen internationaler Berichterstattung wichtig, um den Fortschritt bei globalen Klimazielen messbar zu machen.
Typen von Emissionsfaktoren
Emissionsfaktoren lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien klassifizieren. Hier sind die drei wichtigsten Kategorien:
- Primäre Emissionsfaktoren
Basieren auf direkten Messungen und beziehen sich auf emissionsintensive Prozesse oder Aktivitäten, z. B. der CO₂-Ausstoß eines spezifischen Fahrzeugs oder die Emissionen eines bestimmten Kraftwerks. Diese Faktoren sind besonders präzise und eignen sich ideal für spezifische Analysen. - Sekundäre Emissionsfaktoren
Werden aus aggregierten Daten und Durchschnittswerten abgeleitet. Sie decken meist größere Systemgrenzen ab, z. B. nationale Emissionsfaktoren für den Strommix eines Landes. Solche Faktoren sind besonders nützlich für Organisationen, die auf standardisierte Daten zurückgreifen müssen. - Tertiäre Emissionsfaktoren
Bauen auf Sekundärdaten auf und integrieren zusätzliche Prozesse, z. B. vorgelagerte Lieferketten oder Transportwege. Sie sind besonders relevant für Scope-3-Berechnungen im Rahmen des GHG-Protokolls und bieten eine umfassendere Perspektive auf die gesamte Wertschöpfungskette.
Darüber hinaus können Emissionsfaktoren nach dem Anwendungsbereich unterschieden werden, etwa für Energiequellen, Materialien oder Transportaktivitäten. Auch die geografische Dimension spielt eine wichtige Rolle, da Emissionsfaktoren regional unterschiedlich ausfallen können. Beispielsweise hat der Strommix eines Landes einen erheblichen Einfluss auf die Höhe der Emissionsfaktoren für Stromverbrauch.
Übersicht über Emissionsfaktoren-Datenbanken
Für die Berechnung von Treibhausgasemissionen greifen viele Organisationen auf etablierte Datenbanken zurück. Hier eine Übersicht der wichtigsten Quellen:
- ecoinvent
Eine der umfangreichsten Datenbanken, die detaillierte Lebenszyklusdaten für verschiedene Branchen bereitstellt. Besonders nützlich für Produktemissionen und umfassende Analysen. Die Datenbank enthält zahlreiche Faktoren für Energie, Materialien und Prozesse, die auf wissenschaftlichen Standards basieren. - GEMIS
Fokussiert auf Energie- und Stoffströme, bietet Daten für Energieerzeugung, Transport und Materialherstellung. GEMIS ist besonders hilfreich für Unternehmen, die Energie- und Ressourceneffizienz verbessern wollen. - Agri-footprint
Speziell für den landwirtschaftlichen Bereich entwickelt, enthält Daten zu Düngemitteln, Futtermitteln und landwirtschaftlichen Prozessen. Diese Datenbank ist eine wertvolle Ressource für Unternehmen in der Agrar- und Lebensmittelindustrie. - GaBi
Umfassende Datenbank für Lebenszyklusanalysen, die zahlreiche Industrien und Prozesse abdeckt. Ideal für Unternehmen, die detaillierte Produktanalysen durchführen möchten. GaBi bietet zudem Werkzeuge zur Integration in betriebliche Abläufe. - Nationale Emissionsfaktoren-Datenbanken
Viele Länder stellen eigene Datenbanken zur Verfügung, die speziell auf regionale Gegebenheiten abgestimmt sind. Beispiele dafür sind die DEHSt-Datenbank in Deutschland, die detaillierte Emissionsfaktoren für Energiequellen und Industrien bereitstellt, oder die UK Government Conversion Factors for Company Reporting, die umfassende Daten für britische Unternehmen enthält. Solche nationalen Quellen sind besonders wertvoll, wenn es darum geht, lokale Besonderheiten (z.B. location-based Emissionen) in der Emissionsbilanzierung zu berücksichtigen.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Datenquellen, die sich auf spezifische Branchen oder Regionen konzentrieren. Der Zugriff auf die richtige Datenbank ist entscheidend, um präzise Ergebnisse zu erhalten und den Anforderungen von Berichterstattungsstandards gerecht zu werden.